Was ist eine Fundamentalanalyse?
Die Fundamentalanalyse basiert auf der Annahme, dass alle Vermögenswerte “richtig” bewertet werden sollten. Daher versuchen die Anleger ständig, eine einfache Frage zu beantworten: „Ist der Preis dieses Vermögenswerts gerechtfertigt?" Die Logik dahinter ist klar: Wenn etwas unterbewertet erscheint, sollten die Anleger es kaufen. Wenn andererseits ein Markt überbewertet ist, wäre es vernünftig, die Anteile zu verkaufen.
Die grundlegenden Bedingungen ändern sich laufend. Wenn ein Unternehmen beispielsweise bessere Ergebnisse als erwartet veröffentlicht, wird sein Aktienkurs voraussichtlich steigen. Ähnlich verhält es sich, wenn die Wirtschaft eines bestimmten Landes boomt und die eingehenden Wirtschaftsdaten die Erwartungen übertreffen: Der Aktienmarkt und die Währung des Landes werden voraussichtlich im Wert steigen. Sind die Daten zu bestimmten Unternehmen oder Ländern schlechter als erwartet, wird sich dies voraussichtlich negativ auf die Vermögenswerte auswirken. Natürlich kann die Fundamentalanalyse auf verschiedene Märkte angewendet werden, nicht nur auf Aktien. Tatsächlich haben die Fundamentaldaten einen enormen Einfluss auf verschiedene Arten von Märkten, insbesondere Indizes, Rohstoffe und Währungen.
Fundamentalanalyse vs. Technische Analyse
Im Gegensatz zur technischen Analyse, die sich überwiegend auf Kursbewegungen, Trends und Muster konzentriert, um herauszufinden, in welche Richtung die Kurse als nächstes gehen, betrachten Fundamentalanalysten alle verfügbaren Daten, um den relativen Wert eines Marktes zu bestimmen. Sie suchen nach Abweichungen zwischen dem aktuellen Marktpreis und ihrer eigenen Bewertung, um Handelsmöglichkeiten zu erkennen. Trader der Fundamentalanalyse neigen dazu, sich auf die wichtigsten makroökonomischen Informationen zu konzentrieren, die Auswirkungen auf den Markt haben und für mehr Volatilität sorgen.
Die Auswirkungen auf den Markt hängen stark vom Vergleich zwischen den tatsächlichen Daten und den prognostizierten Werten ab – wobei die Auswirkungen umso größer sind, je größer die Unterschiede sind.
Einer der wichtigsten Faktoren bei der Fundamentalanalyse ist die Geldpolitik der Zentralbanken, Zinssätze, Offenmarktgeschäfte und Zentralbankinterventionen, die Einfluss auf die Lage auf dem Markt nehmen und eng von Finanzanalysten und Tradern verfolgt werden.
Die Fundamentalanalyse und die technische Analyse müssen sich allerdings nicht ausschließen. Einige der erfolgreichsten Händler behaupten, dass eine Mischung aus beiden von Vorteil ist.
Die Rolle der Zentralbanken
Wie bereits erwähnt, ist einer der wichtigsten Faktoren in der Fundamentalanalyse die Geldpolitik der Zentralbanken. Zinssätze, Offenmarktoperationen und Interventionen von Zentralbanken beeinflussen die Marktbedingungen und werden von Finanzanalysten und Händlern streng überwacht. Zu den einflussreichsten Zentralbanken gehören die Federal Reserve bzw. Fed (USA), die Bank of England (UK), die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bank of Japan (Japan).
Betrachten wir dies an einem Beispiel. Die US-Wirtschaft stieg im 1. Quartal eines Jahres um 3 %, während sich die Inflation auf der Basis des Vorjahres auf 2,5 % leicht erhöhte. Die US-Notenbank entschied, die Zinssätze zu erhöhen. Die Zinssätze stiegen also höher, daher entschieden die Händler, ihr Geld in USD anzulegen, da dieser eine höhere Rendite erzielen sollte. Ein derartiger Schritt führt zu einer höheren Nachfrage des US-Dollar, dies treibt die Kurse nach oben.
Nicht nur Bankiers und Makrodaten
Die Fundamentalanalyse berücksichtigt auch äußere Einflüsse, die den Wert eines Instruments oder eine Kursbewegung beeinflussen können. Naturkatastrophen, beispielsweise Überschwemmungen und Erdbeben, haben ebenfalls einen großen Einfluss auf die fundamentale Stärke eines Vermögenswerts. So kann die Explosion einer wichtigen Pipeline zum Beispiel zu einem raschen Anstieg der Ölpreise führen, da der Rohstoff schwieriger zu transportieren und zu kaufen ist. In einer solchen Situation können Trader mit CFDs auf Öl Long gehen und von einem Kursanstieg profitieren.
Wie funktioniert die Fundamentalanalyse?
Wie bereits erwähnt, müssen bei der Fundamentalanalyse alle relevanten Daten und Informationen betrachtet werden. Dabei spielen nicht nur bereits vergangene Ereignisse und Ist-Daten, sondern auch Prognosen für die Zukunft eine wichtige Rolle.
Stellen wir uns vor, Sie möchten ein Auto kaufen. Sie haben eines gesehen, das Ihnen gefällt und 10.000 € kostet. Sie wissen jedoch nicht, ob das ein fairer Preis ist. Daher recherchieren Sie im Internet, Sie fragen andere Personen nach Meinungen, vergleichen den Preis mit den Angeboten verschiedener Autohäuser und führen allgemeine Hintergrundrecherchen durch, um zu beurteilen, ob der Preis fair und ob das Auto entsprechend sein Geld wert ist.
Was Sie in diesem Szenario machen würden, ist im Wesentlichen eine Fundamentalanalyse - Sie berücksichtigen alle grundlegenden und beteiligten Faktoren, um zu entscheiden, ob der Preis den realen Wert des Wirtschaftsguts widerspiegelt.
Im Finanzwesen kann die Fundamentalanalyse über zwei verschiedene Ansätze durchgeführt werden: den Top-Down- und den Bottom-Up-Ansatz.
Top-Down-Ansatz
Der Top-Down-Ansatz beinhaltet drei Schritte. Dabei arbeiten Sie sich, wie der Name schon verrät, vom großen Ganzen zu den Details hinunter (Top → Down). Zunächst wird das gesamtwirtschaftliche Umfeld mittels der Globalanalyse untersucht. Dabei werden insbesondere die Geldpolitik oder auch z.B. die Inflation einbezogen. Anschließend folgt die Branchenanalyse, wobei zum Beispiel Wettbewerber, Marktanteile und das Marktvolumen betrachtet werden. Zum Schluss folgt die detaillierte Analyse des einzelnen Unternehmens.
Bottom-Up-Ansatz
Dieser Ansatz funktioniert genau umgekehrt (Bottom → Up). Sie beginnen “unten” bei der Unternehmensanalyse und bewerten die Stärken und Schwächen des Unternehmens. Dann arbeiten Sie sich über die Branchenanalyse hoch bis zur globalen Analyse.
Beide Ansätze liefern eine gute Methode zur Fundamentalanalyse. Allerdings ist der Top-Down-Ansatz besser für Neuanleger geeignet, da die Betrachtung vom Gesamten hinüber ins Detail als leichter angesehen werden kann und nicht direkt zu Anfang die Untersuchung zahlreicher Berichte und Finanzkennzahlen des Unternehmens erforderlich ist.
Die wichtigsten Kennzahlen der Fundamentalanalyse
In der Fundamentalanalyse gibt es einige relevante Kennzahlen, die Sie kennen sollten. Zu den wichtigsten gehören:
- das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV),
- das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV),
- das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV),
- die Eigenkapitalquote und
- die Dividendenrendite.
Die wohl wichtigste und auch bekannteste Kennzahl dabei ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis, kurz KGV. Sie berechnet sich wie folgt:
KGV = Aktienkurs / Gewinn pro Aktie
Sie zeigt demnach die Bewertung des aktuellen Aktienkurses eines Unternehmens im Vergleich zum Gewinn pro Aktie. Ein hohes Verhältnis bedeutet, dass Anleger mehr für die gegenwärtigen Erträge zahlen müssen, während sie bei einem niedrigen Verhältnis billiger werden. Grundsätzlich gilt: Je niedriger das KGV, desto attraktiver ist die Aktie für den Handel.
Es gibt natürlich noch mehr messbare Kennzahlen, die bei der Fundamentalanalyse eine Rolle spielen können. Sie sollten sich daher über die relevantesten einen Überblick verschaffen und diejenigen auswählen, die für Ihre Handelsstrategie am nützlichsten sind. Zusätzlich zu den Kennzahlen ist es zudem wichtig, aktuelle Wirtschaftsberichte im Blick zu behalten.
Wichtige Wirtschaftsberichte im Überblick
Wirtschaftsdaten und Marktbewegungen stehen in einem engen Zusammenhang. Zu wissen, ob eine bevorstehende Veröffentlichung die Markterwartungen erfüllt, könnte Ihnen also einen entscheidenden Vorteil verschaffen. Es ist zwar fast unmöglich, die genaue Zahl vorherzusagen, das Wichtigste dabei ist jedoch, ob der Bericht besser oder schlechter ist, als der Markt erwartet. Wenn eine Veröffentlichung besser ausfällt als prognostiziert, führt das normalerweise zu einer Aufwertung einer bestimmten Währung, bei schwächeren Daten ist das Gegenteil der Fall.
Folgende Berichte sollten Sie dabei im Blick behalten:
- NFP (Non Farm Payrolls): Der NFP Report berichtet über die Zahl der Beschäftigten in den Vereinigten Staaten im Vormonat - eine höher als erwartete Zahl wird als positiv für die Währung (in diesem Fall den USD) angesehen. Natürlich hat jedes Land seinen eigenen Beschäftigungsbericht.
- Zinsentscheid der Fed: eine Anhebung der Zinsen wird als positiv für die Währung (hier USD) angesehen, während eine Senkung der Zinsen sich negativ auf die Währung auswirken kann.
- Inflationsberichte: eine höhere Inflation als erwartet wird in der Regel als positiv für die Landeswährung erachtet, da dies bedeutet, dass die Zentralbanken eine Anhebung der Zinsen in Betracht ziehen könnten.
- BIP-Daten: wenn die Wirtschaft wächst, erzielen die Unternehmen höhere Gewinne und die Menschen verdienen mehr, was zu steigenden Aktienindizes und einer stärkeren Währung führen könnte.
- Einzelhandelsumsätze: starke Einzelhandelsumsätze deuten darauf hin, dass die Wirtschaft expandiert, was zu besseren BIP-Daten als erwartet und damit zu einer stärkeren Währung und steigenden Aktienkursen führen könnte.
- Industrieproduktion: gibt Auskunft über die Veränderung des Produktionsvolumens im Industriesektor und ist Teil des BIP-Berichts. Eine starke Industrieproduktion wird als positiv für die Währung und den lokalen Aktienmarkt angesehen.
- PMI für das verarbeitende Gewerbe: Umfragedaten von Unternehmen. Im Allgemeinen wird ein Wert über 50 als positiv für die Währung und den Aktienmarkt erachtet, aber man kann auch auf die Veränderungsrate achten (ein steigender PMI wird positiv gewertet).
- PMI für den Dienstleistungssektor: Umfragedaten von Unternehmen. Ähnlich wie beim PMI für das verarbeitende Gewerbe gilt ein Wert über 50 als positiv für die Währung und den Aktienmarkt, während ein Wert unter 50 negative Auswirkungen haben kann. Auch die Veränderungsrate ist entscheidend
Bei XTB können Sie sich über die Veröffentlichung aller Fundamentaldaten in unserem umfassenden Wirtschaftskalender informieren. Unser mehrfach ausgezeichnetes Analysten-Team unterstützt Sie zudem mit täglichen Expertenmeinungen in unserer Rubrik Marktanalysen.
Beispiele für Trades auf der Grundlage der Fundamentalanalyse
Beispiel 1: US100
- Annahme: Ein Händler vermutet bessere BIP-Daten als erwartet aus den Vereinigten Staaten.
- Reaktion: Es wird erwartet, dass die US-Indizes nach der Veröffentlichung steigen.
- Erläuterung: Ein Zeichen für den Optimismus der Anleger in Bezug auf die Wirtschaftsaussichten.
Ein Händler beschließt, eine Long-Position auf den US100 zu eröffnen - ein CFD (Contract for Difference) auf den Index, der die 100 größten amerikanischen Technologieaktien widerspiegelt, die auf dem organisierten Markt notiert sind. Um eine Long-Position zu eröffnen, sollte der Händler ein geeignetes Volumen wählen und auf die grüne Schaltfläche in der oberen linken Ecke des Charts klicken - eine sofortige Ausführung ist der schnellste Weg, einen Trade zu platzieren. Die rote Schaltfläche zeigt immer den Preis an, zu dem Sie eine Short-Position eingehen können.
Quelle: xStation 5 - Um auf den US100 zu setzen, können Sie auf die grüne Schaltfläche klicken, die den Kauf des Kontrakts darstellt (der mit einem Pfeil markierte Bereich ist ein eingebautes „Click & Trade"-Modul).
Beispiel 2: DE40
- Annahme: Ein Händler vermutet, dass die Beschäftigungsdaten aus Deutschland hinter den Erwartungen zurückbleiben.
- Reaktion: Es wird erwartet, dass die an der deutschen Börse notierten Aktien fallen.
- Erklärung: Besorgnis über den Arbeitsmarkt, der normalerweise die „Form" der Wirtschaft widerspiegelt.
Ein Händler beschließt, eine Short-Position auf den DE40 zu eröffnen - einen CFD auf einen Index, der die 40 größten deutschen Aktien widerspiegelt, die am organisierten Markt notiert sind. Wenn seine Annahmen richtig sind und die Aktien nach der Veröffentlichung der Arbeitsmarktdaten fallen, wird die Position profitabel.
Quelle: xStation 5
Händler können Short-Positionen direkt über die Registerkarte „Terminal" in der xStation 5-Plattform eröffnen. Dazu müssen Sie nur auf die Schaltfläche „Sell" klicken. Alternativ können Sie auch darauf spekulieren, dass Indizes steigen - dann klicken Sie einfach auf die Schaltfläche „Buy". Diese Positionen funktionieren genau gleich, d.h. Sie können sowohl auf den Anstieg als auch auf den Rückgang verschiedener Finanzinstrumente setzen.
Beispiel 3: Öl
- Annahme: Ein Händler vermutet, dass die US-Ölvorräte stärker ansteigen als erwartet, was auf eine schwächere Nachfrage schließen lässt.
- Reaktion: Die Rohstoffmärkte sollten ein solches Phänomen als negativ für die Ölpreise betrachten.
- Erläuterung: Der Bericht würde eine schwächere Nachfrage nach Öl bedeuten.
Ein Händler beschließt, eine Short-Position auf OIL.WTI zu eröffnen und setzt darauf, dass die WTI-Preise sinken.
Quelle: xStation 5 - Um auf OIL.WTI short zu gehen, können Sie auf die Schaltfläche „Sell" klicken und damit einen Auftrag erteilen.
Beispiel 4: Gold
- Annahme: Die US-Notenbank hat ihre Zinsen angesichts der unerwartet hohen Inflation erhöht.
- Reaktion: Der US-Dollar wird stärker und der Goldpreis fällt.
- Erläuterung: Höhere Zinsen in den Vereinigten Staaten und ein stärkerer US-Dollar werden im Allgemeinen als negativ für den Goldpreis (und auch für andere wichtige Rohstoffe) angesehen.
Quelle: xStation 5
Beispiel 5: EURUSD
- Annahme: Die Inflation in den Vereinigten Staaten steigt von 3% auf 4%, während die Märkte 3,5% erwartet hatten - die Inflation steigt schneller als erwartet.
- Reaktion: Der US-Dollar wird stärker und EURUSD fällt.
- Erläuterung: Eine höhere Inflation bedeutet, dass die Fed höhere Zinsen in Betracht ziehen könnte - dies ist in der Regel positiv für die Währung (in diesem Fall den USD).
Quelle: xStation 5
Abschließendes zur Fundamentalanalyse
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Märkte auf viele Wirtschaftsdaten reagieren, die einen enormen Einfluss auf die Fundamentaldaten haben - und die Fundamentaldaten spielen eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der Preise von Vermögenswerten. Daher schenken Händler dem Wirtschaftskalender große Aufmerksamkeit und versuchen, ihn beim Handel zu nutzen.
Die Fundamentaldaten sind wichtig für die Marktanalyse, aber es sollte beachtet werden, dass bei der Entscheidungsfindung viele Faktoren berücksichtigt werden sollten und sie keine Garantie für eine bestimmte Marktbewegung darstellen.
Selbst Profis, deren Prognosen auf komplizierten Modellen basieren, können nicht dafür garantieren, dass ihre Vorhersagen sicher sind. Das bedeutet, dass Ihre Analyse Ihnen vermutlich nicht die exakte Zahl liefert, die veröffentlicht wird. Eine Fundamentalanalyse kann Ihnen aber einen Vorteil verschaffen, da Sie eine Vorstellung über die Entwicklung der Daten erhalten.