DE30: Erleichterung am italienischen Anleihenmarkt, Hessen macht es Bayern nach

13:00 29. Oktober 2018
  • CDU und SPD in Hessen mit massiven Verlusten
  • Europäische Aktien steigen, italienische Anleiherendite fällt
  • Umsätze von S&P 500-Unternehmen schwächeln

Europäische Anleger erlebten trotz der trübseligen Stimmung in China einen guten Start in die neue Handelswoche. Die Aktien in Shanghai fielen um 2,2%, in Hongkong waren es 0,5%. Damit wird der Abwärtstrend der letzten Woche fortgesetzt. Zum Teil könnte dies eine Reaktion auf die starken Rückgänge an der Wall Street Ende der vergangenen Woche gewesen sein. Dow Jones (-1,2%), S&P 500 (-1,7%) und Nasdaq (-2,1%) kämpften um Halt, obwohl die BIP-Daten aus den USA die Erwartungen übertrafen. Das annualisierte Wirtschaftswachstum (Q3) betrug 3,5%. Bei einem genaueren Blick sind jedoch einige weniger erfreuliche Aspekte zu beobachten. Vor allem die Lagerbestände trugen nur zu einem Wachstum von 2,1% bei, was auf Nachfrageschwierigkeiten hindeutet. Allerdings wurden diese fast vollständig durch einen negativen Beitrag von 1,8% aus den Nettoexporten (niedrigster Stand seit 1984) ausgeglichen.

Diese Entwicklung impliziert, dass die Verbraucher im Vergleich zu den vergangenen Quartalen viel mehr importierten, was wiederum auf einen Nachfrageanstieg zurückgeführt werden könnte, bevor weitere Zölle in Kraft traten. Auf der anderen Seite gab es keine Investitionen, der Beitrag war mit -0,04% sogar leicht negativ. Das ist das schlechteste Ergebnis seit dem vierten Quartal 2015. Der Konsum machte mit 2,7% einen BIP-Anteil von 3,5% aus, was darauf schließen lässt, dass die Konsumausgaben im letzten Quartal relativ stark waren. Daher könnten die kommenden Quartale von potenziell niedrigeren Verbraucherausgaben betroffen sein, zumindest wenn der Aktienmarkt weiter rückläufig ist. Unter diesen Umständen wäre vorstellbar, dass ein zusätzliches Einkommen aus weiteren Steuersenkungen vermutlich eher gespart als ausgegeben wird. Für den Fall einer Mehrheit in beiden Kammern, versprach die Republikanische Partei im nächsten Jahr eine 10%ige Steuersenkung für die Mittelschicht anzustreben.

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Die DE30-Bullen versuchen zu Beginn der neuen Woche ihre Verluste auszugleichen. Allerdings stoßen sie mit dem bärischen Gap der letzten Woche auf ein starkes Hindernis. Dieses Gap muss erst nachhaltig überwunden werden, damit die 11.400 Punkte wieder in Angriff genommen werden können. Der nächste Widerstand (zweites Gap) lässt jedoch nicht lange auf sich warten und könnte das Aufwärtspotenzial begrenzen. Quelle: xStation 5

Das Ergebnis der gestrigen Landtagswahlen in Hessen erinnert stark an die Landtagswahlen in Bayern vor zwei Wochen, da auch gestern die sog. Volksparteien CDU (27,0%) und SPD (19,8%) beide mehr als 10% im Vergleich zur letzten Wahl einbüßten. Grund zur Freude hatten die Grünen, die ihr Wahlergebnis im Vergleich zu 2013 nahezu verdoppeln konnten (19,8%). Die AfD überzeugte mehr 13% der hessischen Wähler und zieht in den hessischen Landtag ein. Somit ist die AfD nun in allen 16 Bundesländern im jeweiligen Landtag vertreten. Das Ergebnis sollte für die Fortsetzung einer schwarz-grünen Regierung in Hessen reichen, alternativ würde man noch die FDP ins Boot holen. Eine große Koalition erscheint aufgrund des momentanen Bundestrends recht unwahrscheinlich. Die CDU sieht dieses Ergebnis mit besorgten Augen: Die Landtagswahl in Hessen galt im Vorfeld - nach der desaströsen Landtagswahl in Bayern - als Indikator für Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihre politische Zukunft. Heute verkündete sie, dass sie nicht erneut für den Parteivorsitz der CDU kandidieren werde. Normalerweise ist das als schlechtes Zeichen zu werten, da in der Regel der Parteivorsitzende auch Spitzenkandidat für die Kanzlerwahl ist. Merkel ließ jedoch verlauten, dass sie Kanzlerin bleiben werde.

Vorläufige Sitzverteilung im hessischen Landtag nach den Wahlen. Quelle: XTB Research

Die Ratingagentur Standard & Poor entschied sich am Freitag dafür, den Ausblick Italiens von “stabil” auf “negativ” anzupassen. Das Rating bleibt jedoch unverändert bei BBB, was am Anleihemarkt für Optimismus sorgte. Die Rendite 10-jähriger italienischer Anleihen notiert am Montagmorgen etwa 10 Basispunkte tiefer, wobei die Renditedifferenz zu den deutschen Bundesanleihen unter 300 Basispunkte fällt. Die schlechten Aussichten deuten darauf hin, dass die Ratingagentur Italien in den kommenden Monaten herabstufen könnte, sollte es zu negativen Ereignissen kommen. In diesem Kontext liegt der Fokus weiter auf dem Kampf mit der EU-Kommission hinsichtlich der italienischen Haushaltspläne. Das Land muss nun innerhalb von zwei Wochen eine neue Version des Haushaltsentwurfs vorlegen.

DE30-Vergleich: Merck ist im frühen Handel der Outperformer, BASF wiederum der Underperformer.  Quelle: Bloomberg

Bei einem Blick auf die europäischen Aktienmärkte ist der italienische FTSE MIB (ITA40) hervorzuheben, der zum Zeitpunkt des Schreibens einen Gewinn von 1,4% aufweist. Der DE30 legt um 0,4% zu, der EuroStoxx50 (EU50) um 0,3% und der britische FTSE 100 (UK100) um 0,7%. Die starke Wertentwicklung von Merck (MRK.DE / WKN: 659990) könnte auf die Bewertung der Credit Suisse zurückgeführt werden. Die Schweizer Bank hat die Aktie heraufgestuft (von “Neutral” auf “Outperform”). Der Rückgang von BASF (BAS.DE / WKN: BASF11) um 1,5% könnte wiederum ein Ergebnis des enttäuschenden Quartalsberichts sein. Darüber hinaus teilte das Unternehmen am Montag mit, dass es in Zusammenarbeit mit Sinopec (chinesisches Öl- und Gasunternehmen mit Sitz in Peking) eine neue Ethylenanlage im chinesischen Nanjing bauen wird.

Kommen wir abschließend noch auf die Rückgänge vom US-Aktienmarkt der letzten Handelstage zu sprechen. Beachten Sie, dass fast die Hälfte der im S&P 500 (US500) gelisteten Unternehmen bereits ihre Gewinne für das dritte Quartal gemeldet haben. Beim Nettogewinn waren die meisten in der Lage die Erwartungen deutlich zu übertreffen. Beim Umsatz ist dies jedoch nicht der Fall, durchschnittlich lag dieser nur bei 0,7% und damit deutlich unter den Werten der Vorquartale. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, könnte dies nichts Gutes für die zukünftige Entwicklung heißen. Gerät die Nachfrage bei vielen US-Unternehmen ins Stocken?

Das durchschnittliche Übertreffen des Umsatzes bei Unternehmen des S&P 500 ist schwächer ausgefallen. Fast 250 Aktien haben bisher ihre Quartalsberichte veröffentlicht. Quelle: Bloomberg

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