Was ist Hedging?
Hedging ist eine Risikomanagementstrategie, die von Anlegern und Tradern eingesetzt wird, um sich gegen potenzielle Verluste bei ihren Anlagen zu schützen. Dabei wird eine Gegenposition in einem weiteren Wertpapier eingegangen, um die Auswirkungen negativer Kursbewegungen zu mindern.
Betrachten Sie es als eine Art Versicherungspolice für Ihre Investitionen: Es kann zwar nicht verhindern, dass etwas Ernstes passiert, aber es kann die finanziellen Folgen abmildern.
Anders ausgedrückt: Die Absicherung von Anlagerisiken bedeutet den strategischen Einsatz von Finanzinstrumenten oder Marktstrategien, um das Risiko ungünstiger Kursbewegungen auszugleichen. Anleger sichern also eine Anlageposition durch eine andere ab.
Ein Beispiel aus der realen Wirtschaft: Stellen Sie sich einen Landwirt vor, der Weizen anbaut. Der Landwirt befürchtet, dass der Weizenpreis bis zur Ernte fallen könnte, was sein Einkommen schmälern würde.
Um sich gegen dieses Risiko abzusichern, könnte der Landwirt einen Terminkontrakt abschließen, um den Weizen zu einem vorher festgelegten Preis zu verkaufen. Fällt der Weizenpreis, wird der Verlust auf dem Kassamarkt (auch Spotmarkt, die Transaktion wird sofort ausgeführt) durch den Gewinn auf dem Futures-Markt (Ausführung in der Zukunft) ausgeglichen.
Schlüsselkonzepte des Hedgings sind:
- Risikomanagement: Das ist das Hauptziel. Durch Hedging versuchen Anleger, ihre potenziellen Verluste zu begrenzen, ohne die Möglichkeit von Gewinnen vollständig auszuschließen.
- Gegenläufige Positionen: Zur Absicherung geht ein Anleger eine Position in einem anderen Vermögenswert oder Finanzinstrument ein, von dem erwartet wird, dass es sich in die entgegengesetzte Richtung wie der abzusichernde Vermögenswert entwickelt.
Wenn Sie zum Beispiel eine Aktie besitzen und auf Kurssteigerungen hoffen, können Sie eine Verkaufsoption auf diese Aktie kaufen. Fällt der Aktienkurs, steigt der Wert der Verkaufsoption und gleicht den Verlust zumindest teilweise aus.
- Hedging-Instrumente: Zu den üblichen gehören Optionen, Futures und andere Derivate wie Contracts for Difference (CFDs). Diese Finanzprodukte leiten ihren Wert von Basiswerten wie Aktien, Anleihen, Rohstoffen oder Währungen ab.
- Hedging-Kosten: Handelspositionen zu hedgen kann zwar vor Verlusten schützen, ist aber auch mit Kosten verbunden. Das können Prämien sein, die für Optionen gezahlt werden. Oder sie können in Form von entgangenen Gewinnen, auf die durch das Eingehen von Gegenpositionen verzichtet wird, anfallen.
Eine Senkung des Risikos bedeutet daher immer auch eine Verringerung der potenziellen Gewinne. Daher ist Hedging vorrangig eine Methode, die dazu dient, einen möglichen Verlust abzumildern und nicht einen etwaigen Gewinn zu maximieren.
Zwischenfazit: Hedging ist eine wichtige Strategie für das Management finanzieller Risiken. Es erlaubt Investoren und Unternehmen, sich vor nachteiligen Preisschwankungen zu schützen. Durch das Verständnis und die Anwendung von Absicherungstechniken können Trader die Unwägbarkeiten der Finanzmärkte besser bewältigen.
Wie funktioniert Hedging im Trading?
Formal erfordert Hedging, dass Sie gegenläufige Trades mit Wertpapieren machen, die negativ korrelieren. Natürlich müssen Sie für diese Art von Versicherung in der einen oder anderen Form bezahlen.
Folgende Spielarten des Hedgings sollten Sie kennen:
- Direktes Hedging: Bei der direkten Absicherung wird eine Position in einem Derivat oder Finanzinstrument eingegangen, die das Risiko einer bestehenden Position direkt ausgleicht.
Haben Sie beispielsweise eine Long-Position (Sie hoffen auf steigende Kurse) in einer Aktie, wird dagegen eine Short-Position (mit der Sie bei fallenden Kursen profitieren) in derselben Aktie eröffnet, um bei Kurseinbrüchen den Verlust zu neutralisieren.
Die Wirkung des Hedging am konkreten Beispiel:
Leni ist eine Privatanlegerin mit einem diversifizierten Aktienportfolio im Wert von 50.000 Euro. Sie hat in verschiedene Blue-Chip-Aktien des deutschen Leitindex DAX investiert, die in den letzten Jahren gut performt haben. Leni ist jedoch besorgt, dass die Aktienmärkte aufgrund geopolitischer Spannungen und wirtschaftlicher Unsicherheiten in naher Zukunft einen Rückschlag erleiden könnten.
Um ihr Portfolio gegen mögliche Verluste abzusichern, beschließt Leni, eine Hedging Strategie zu implementieren. Sie wählt dafür einen CFD auf den DAX 40, um eine Short-Position einzugehen. Die Kosten dafür betragen 3.000 Euro.
Wenn der DAX nun tatsächlich stark fällt, kann Leni durch die Gewinne aus ihrer Short-Position die Verluste in ihrem Aktienportfolio teilweise ausgleichen.
Bleibt der Aktienmarkt aber stabil oder steigt sogar, verliert Leni nur die Kosten, die der Short-CFD verursacht hat. Mit ihrem Aktienportfolio profitiert sie weiterhin von steigenden Kursen.
- Paarhandel (Pairs Trading): Der Handel mit Paaren ist dem direkten Hedging auf den ersten Blick ähnlich. Es handelt sich um eine fortgeschrittene Handelsstrategie, bei der eine Long-Position und eine Short-Position für zwei unterschiedliche Finanztitel eröffnet werden. Diese können entweder vom demselben oder von verschiedenen Märkten stammen, solange eine positive Korrelation zwischen ihnen besteht.
Um von einer solchen Korrelation im Paarhandel zu profitieren, muss der Trader die Abweichung der getradeten Vermögenswerte von ihrem Trend identifizieren. Er kann dann die unterbewertete Long-Position kaufen und die überbewertete Short-Position verkaufen.
Sobald die Vermögenswerte wieder ihre ursprüngliche positive Korrelation erreicht haben, wird ein Gewinn erzielt. Der Paarhandel ist also eine Form der kurzfristigen statistischen Arbitrage (der Ausnutzung von Preisunterschieden).
- Diversifizierung: Auch wenn es sich nicht um eine proaktive Absicherungsstrategie handelt, streut die Diversifizierung das Risiko auf verschiedene Vermögenswerte und verringert so die Auswirkungen einer schlechten Performance einer einzelnen Anlage.
Dazu gehört der Ansatz, als Teil einer Hedging Strategie in sichere Häfen wie Gold (oder andere Edelmetalle), Bargeld oder erstklassige Staatsanleihen zu investieren.
- VIX-Trading: Anleger können sich auch über den Volatilitätsindex (VIX) absichern. Der VIX misst die implizite Volatilität von Optionen auf den S&P 500 Index. Er wird oft als Angstbarometer („fear gauge“) bezeichnet, da der VIX in Zeiten erhöhter Volatilität ansteigt. Im Allgemeinen weist ein Wert unter 20 auf eine geringe Volatilität hin, während ein Wert von 30 als sehr volatil gilt.
Es gibt börsengehandelte Fonds (ETFs), die den VIX abbilden. Anleger können daher mit ETF-Anteilen oder Derivaten wie CFDs auf den VIX setzen, um sich gegen die Volatilität abzusichern.
Bei der Betrachtung der Funktionsweise des Hedgings kann auch die Unterscheidung beim Vermögensaufbau in das Erzielen kurzfristiger Gewinne im Trading einerseits und den langfristigen Wertzuwachs durch das Investieren andererseits hilfreich sein. So können langfristige Investitionen durch kurzfristige Trading-Positionen gehedgt werden.
Geeignete Instrumente fürs Hedging
Wenn Privatanleger gängige Hedging-Instrumente wie Optionen, Futures, CFDs und inverse ETFs einsetzen, sind mehrere Faktoren zu beachten, um das Risiko effektiv zu steuern und die Vorteile dieser Strategien zu maximieren.
Im Folgenden finden Sie eine detaillierte Aufschlüsselung, was Sie bei jedem Instrument beachten sollten:
- Optionen: Es gibt zwei Arten von Optionen. Einmal sogenannte Puts, die dem Inhaber das Recht geben, einen Vermögenswert zu einem vorher festgelegten Preis zu verkaufen. Zum anderen Calls, also die Option auf den Kauf des Vermögenswerts. Mit beiden können im Rahmen einer Hedging Strategie Gegenpositionen eingegangen werden.
Dabei sind mehrere Faktoren zu berücksichtigen. Erstens die Kosten in Form der Optionsprämien, die sich besonders bei langfristiger Absicherung aufsummieren können. Zweitens ist das Verfallsdatum entscheidend, da das Timing beim Hedging eine große Rolle spielt. Drittens sollte der Ausübungspreis der Option (Strike-Price) dem erforderlichen Schutzniveau entsprechen. Schließlich ist auch die Marktliquidität wichtig, um problemlos in Positionen ein- und aussteigen zu können.
- Futures: Wie schon erwähnt, können Hedger durch den Aufbau gegenläufiger Positionen mit Terminkontrakten die aktuellen Preise effektiv festschreiben. Futures-Kontrakte laufen aber aus, weshalb ein sogenannter Rollover notwendig ist, um die Position über das Verfallsdatum hinaus aufrechtzuerhalten. Dabei sind die anfallenden Kosten zu berücksichtigen.
Da Futures-Kontrakte außerdem standardisiert sind, entsprechen sie möglicherweise nicht genau der Größe Ihrer zu hedgenden Position, was zu einer Über- oder Untersicherung führen kann.
- CFDs (Contracts for Difference): Wichtige Nachteile wie Verfallsdatum oder ein Mangel an flexibler Ausgestaltung finden sich bei CFDs nicht. Sie sind daher gerade bei Privatanlegern als Hedging-Instrument verbreitet. Einige Punkte sind allerdings auch in diesem Fall zu beachten:
- Hebelwirkung: Wie bei Futures handelt es sich bei CFDs um gehebelte Produkte. Sie sollten sich vorab über die Auswirkungen des Hebels gründlich informieren.
- Kosten: Für das Trading mit CFDs fallen Transaktionskosten in Form von. Spreads an. Diese sind in der Regel zwar deutlich geringer als die mit Optionen und Futures verbundenen Kosten, sollten aber dennoch in Ihrer Gesamtstrategie berücksichtigt werden.
- Kontrahentenrisiko: CFDs sind OTC-Produkte, was für den außerbörslichen Handel direkt „über die Ladentheke“ („over the counter“) steht. Das bedeutet, dass Sie direkt mit dem CFD-Anbieter, also Ihrem Broker, traden. Deshalb ist es entscheidend, sich zu vergewissern, dass es sich um einen seriösen Anbieter handelt, um das Ausfallrisiko zu mindern oder im Idealfall ganz auszuschließen.
- Inverse ETFs können ein geeignetes Hedging-Instrument sein, weil sie anstreben, auf täglicher Basis die entgegengesetzte Wertentwicklung ihres zugrunde liegenden Index zu erzielen.
Inverse ETFs sind am effektivsten bei der kurzfristigen Absicherung während rückläufiger Märkte.
Folgendes Take-away ist festzuhalten: Wenn Sie Hedging in Erwägung ziehen, sollten Sie stets die Kosten, wie Prämien, Spreads und Gebühren, gegen die potenziellen Vorteile der Risikominderung abwägen.
Die Beurteilung der aktuellen und zu erwartenden Marktbedingungen ist entscheidend für die Wahl des am besten geeigneten Absicherungsinstruments. Es ist auch wichtig, die Mechanismen und Risiken jedes Hedging-Instruments vor der Implementierung vollständig zu verstehen.
Schließlich sollten Sie Hedging als Teil einer umfassenderen Risikomanagementstrategie einsetzen, um sicherzustellen, dass es mit Ihren allgemeinen Anlagezielen und Ihrer Risikotoleranz übereinstimmt.
Was Sie beim Hedging beachten sollten
Auch wenn Hedging grundsätzlich eine gute Idee ist, so hat es doch auch seine eigenen Risiken. Daher sollte man sich auch immer überlegen, unter welchen Bedingungen hedgen sinnvoll ist.
Mögliche Risiken beim Hedging
Zu den wichtigsten Risiken von Hedging Strategien zählen:
- Unausgewogenheit: Eine falsch dimensionierte Absicherung kann zu einem „Over-Hedging“ führen, wenn die Absicherungsposition im Verhältnis zum zugrunde liegenden Risiko zu groß ist, oder zu einem Under-Hedging, wenn sie zu klein ist. Beide Szenarien können zu einem suboptimalen Schutz oder unnötigen Kosten führen.
- Lücken in der Abdeckung: Timing und Ausführungszeitpunkt der Hedging-Positionen können zu Lücken in der Absicherung führen.
- Allgemeine Marktrisiken: Es besteht natürlich immer die Gefahr, dass sich die Hedging-Position im Bedarfsfall nicht so entwickelt wie gewünscht. Auch mangelnde Liquidität des Hedges kann zum Problem werden.
- Komplexität: Eine wirksame Absicherung erfordert ein tiefes Verständnis der Finanzinstrumente und der Marktdynamik. Unzureichende Kenntnisse können zu unsachgemäßen Absicherungsstrategien führen, die das Risiko erhöhen, statt es zu verringern.
- Entgangene Gewinne: Hedging kann auch zu verpassten Gewinnen führen. Wenn beispielsweise der Kurs einer Aktie steigt, kann eine abgesicherte Verkaufsoption aufgrund der Kosten zu einer geringeren Gesamtrendite führen.
- Opportunitätskosten: Die für die Absicherung verwendeten Mittel können nicht anderweitig eingesetzt werden. Diese Opportunitätskosten für die Bindung von Kapital in Absicherungsstrategien sollten berücksichtigt werden.
Wann Sie sich mit Hedging absichern sollten
Hedging kann eine wichtige Strategie für Trader sein, um Risiken zu steuern und ihre Positionen zu schützen. Im Folgenden werden einige Gründe genannt, warum Hedging aus Sicht eines Privatanlegers sinnvoll ist:
- Schutz vor Abwärtsrisiken: Hedging bietet ein Sicherheitsnetz gegen ungünstige Preisbewegungen und hilft, das Kapital in volatilen Märkten zu schützen.
- Portfolio-Stabilisierung: Durch die Abmilderung der Auswirkungen von Marktschwankungen kann Hedging dazu beitragen, den Gesamtwert eines Portfolios zu stabilisieren, was für mehr Gelassenheit sorgt.
- Vermeidung von Panikverkäufen: Wirksames Hedging ermöglicht Anlegern, ihre Portfolios bei Marktabschwüngen zu halten, ohne mit Verlust verkaufen zu müssen.
Die Gewissheit, dass es einen Schutzmechanismus gibt, kann Emotionen wie Stress und die Angst, die mit Marktschwankungen verbunden sind, im Zaum halten.
- Breiteres Marktengagement: Hedging ermöglicht es, ein Engagement in verschiedenen Marktsegmenten einzugehen und dabei das Risiko überschaubarer zu machen.
- Zugang zu ausgefeilten Strategien: Trader können heute fortschrittliche Hedging Strategien nutzen, die traditionell professionellen Investoren vorbehalten waren.
- Fortbildungseffekt: Die Umsetzung von Hedging Strategien kann das Verständnis eines Anlegers für die Finanzmärkte und -instrumente schärfen und so Ihr Trading-Wissen verbessern.
Hedging bietet Tradern also insgesamt ein solides Instrumentarium für das Risikomanagement. Durch die sorgfältige Umsetzung von Hedging Strategien können Marktunsicherheiten mit mehr Zuversicht gemeistert und Trading-Positionen sowie langfristige Anlagen gegen ungünstige Marktbedingungen abgesichert werden.
So hedgen Sie Ihre Position bei XTB
Dieser Artikel hat erläutert, dass Hedging davon abhängt, wirksame Gegenpositionen aufzubauen. Eine Grundvoraussetzung dafür ist, dass Ihr Online Broker das ermöglicht.
Dazu muss er die notwendigen Instrumente zur Verfügung stellen und den Aufbau von Hedging-Positionen kostengünstig und einfach machen.
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