Ukraine-Konflikt – Folgen für Anleger

14:55 24. Februar 2022

📊 Eine Analyse der Wirkungsweise und der Reaktionen an den wichtigsten Finanzmärkten

  • Das Worst-Case-Szenario – die russische Invasion in der Ukraine – wird zur Realität
  • Wir analysieren die Folgen der Offensive für die Wirtschaft und die Finanzmärkte
  • Gleichzeitig verurteilen wir diese Aggression

Der Ölpreis steigt über 100 Dollar pro Barrel

Russland ist ein wichtiger Akteur auf dem Markt für Energierohstoffe, besonders wichtig für Europa. Die aktuelle Reaktion des Ölmarktes beweist das – der Ölpreis ist zum ersten Mal seit 2014 auf über $ 100 pro Barrel gestiegen. Russland exportiert täglich rund 5 Millionen Barrel Öl, was etwa 5 % der weltweiten Nachfrage entspricht. Etwa die Hälfte davon wird in die Europäische Union exportiert. 

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Sollte der Westen beschließen, Russland zum Beispiel vom Zahlungssystem SWIFT auszuschließen, könnte Russland die Exporte in die Europäische Union stoppen. In einem solchen Szenario könnten die Ölpreise nochmal um 20-30 Dollar pro Barrel ansteigen. Unserer Meinung nach beläuft sich die im derzeitigen Ölpreis enthaltene Risikoprämie auf $ 15-20 pro Barrel.

Europa ist der wichtigste Abnehmer von russischem Öl. Quelle: Bloomberg, XTB Research

Gold und Palladium ziehen an

Geopolitische Spannungen sind die Hauptursache für Bewegungen auf dem Goldmarkt. Es ist nicht das erste Mal, dass sich Gold in Zeiten einer Krise als gutes Wertaufbewahrungsmittel erweist. Der Preis einer Feinunze Gold ist heute um mehr als 3 % gestiegen. In der Nähe der $ 1.970 Marke liegt sie damit nur etwas mehr als $ 100 unter dem Allzeithoch.

Russland ist ein bedeutender Produzent von Palladium, einem wichtigen Metall für den Automobilsektor. Quelle: Bloomberg, XTB Research

Russland ist ein bedeutender Produzent von Palladium, einem wichtigen Metall für die Herstellung von Katalysatoren für den Automobilsektor. Die Palladiumpreise stiegen heute um fast 8 %.

Angst führt zum Ausverkauf an den Märkten

Die weltweiten Aktienmärkte erleben einen Einbruch wie zuletzt im Jahr 2020 – die Panik ist jedoch nicht so groß wie beim Corona-Crash. Unsicherheit ist derzeit der wichtigste Treiber für die globalen Aktienmärkte, da die Anleger nicht wissen, was als Nächstes kommt. Die Korrektur der Nasdaq-100-Futures hat sich heute auf über 20 % ausgedehnt. Ein großer Teil dieses Rückgangs wurde jedoch dadurch verursacht, dass am Markt eine Straffung der US-Geldpolitik durch die Fed erwartet wird. Die DE30-Futures sind seit Mitte Januar um rund 15 % gefallen und notieren in der Nähe der Höchststände vor der Pandemie.

Der DE30 stoppt den Rückgang auf dem Niveau des Höchststands vor der Pandemie. Quelle: xStation 5

Die Verlierer des Ukraine-Konflikts

Der russische RTS fiel um über 60 % gegenüber dem Höchststand vom Oktober 2021. Kurzzeitig wurde er sogar unter den Tiefstständen von 2020 gehandelt. Es sollte Sie nicht überraschen, dass russische Unternehmen und Unternehmen, die stark in Russland engagiert sind, die größten Verluste hinnehmen müssen. Der Markt befürchtet zum Beispiel, dass die Sanktionen anglo-russische Unternehmen treffen werden. Polymetal International ist dabei ein erwähnenswertes Unternehmen, dessen Aktien an der Londoner Börse um über 30 % eingebrochen sind. Auch Renault ist betroffen, da Russland der zweitgrößte Markt für das Unternehmen ist. Banken mit großem Engagement in Russland - UniCredit und Société Générale - verlieren ebenfalls stark an Wert.

Die Inflation wird weiter steigen

Aus ökonomischer Sicht ist die Lage klar: Der militärische Konflikt wird einen neuen Inflationsschub auslösen. Dies insbesondere vor dem Hintergrund, dass sich die globalen Transportnetzwerke noch nicht von den Auswirkungen der Corona-Pandemie erholt haben. Nun taucht ein weiterer Faktor auf, der die Produzenten und Lieferanten negativ beeinflusst. Dem Index der New Yorker Fed zufolge sind die globalen Lieferketten so eng wie nie zuvor. Parallel dazu steigen durch den Ukraine-Konflikt fast alle Rohstoffpreise, insbesondere die der Energierohstoffe.

Zentralbanker kriegen Kopfschmerzen

Die wirtschaftliche Panik rund um Covid-19 war dank der enormen Unterstützung durch die Zentralbanken von sehr kurzer Dauer. Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass wir eine solche Aktion jetzt nochmal erleben werden. Da Konflikte inflationstreibend sind und sich eher auf Angebot und Logistik als auf die Nachfrage auswirken, wird die Inflation zu einem noch größeren Problem für die großen Zentralbanken. Andererseits würde eine schnelle Straffung der Geldpolitik die Marktturbulenzen nur noch verstärken. Unserer Meinung nach werden die großen Zentralbanken mit der angekündigten Straffung der Geldpolitik fortfahren. Das Risiko einer Zinserhöhung um 50 Basispunkte durch die Fed im März ist gesunken, aber eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte scheint beschlossene Sache zu sein.

Wie geht es weiter?

Eine Schlüsselfrage für die globalen Märkte lautet nun: Wie weit wird der Konflikt eskalieren? Die Antwort auf diese Frage wird ein Schlüssel zur Beruhigung der Märkte sein. Sobald sie beantwortet ist, werden Berechnungen der Auswirkungen von Sanktionen und Spekulationen über Änderungen in der Wirtschaftspolitik beginnen.

Maximilian Wienke, CFTe
Marktanalyst bei XTB
maximilian.wienke@xtb.de

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