Durch den Ukraine-Konflikt wird Gold wieder einmal zum sicheren Hafen
Der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland wird schon seit mehreren Monaten diskutiert. Die Verstärkung russischer Truppen an der Grenze zur Ukraine begann aber erst Mitte Dezember. Seitdem sind die Preise vieler Rohstoffe in die Höhe geschossen. Das ist vor allem darauf zurückzuführen, dass Russland ein wichtiger Produzent eben jener Rohstoffe ist. Gold gehört hingegen nicht zu diesen Rohstoffen, ist für Anleger aber nicht weniger spannend. Denn auch hier fällt das Risiko eines bewaffneten Konflikts zum Vorteil des Kurses aus. Sollte der Krieg Realität werden, könnte Gold zu einer der beliebtesten Absicherungsanlagen der Anleger werden – insbesondere in Zeiten hoher Inflation.
Russlands Beziehung zu Gold
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Konto eröffnen DEMO TESTEN xStation App herunterladen xStation App herunterladenRussland ist zwar nicht der größte Goldproduzent der Welt, aber doch ein bedeutender Akteur auf diesem Markt. Der Anteil Russlands an der Goldproduktion betrug in den letzten zehn Jahren rund 10 %. Im Jahr 2020 förderte Russland 300 Tonnen Gold, etwas weniger als Australien oder China. Doch der springende Punkt ist ein anderer: Russland verfügt über eines der potenziell größten Goldvorkommen der Welt. Auch die russische Zentralbank hält einige der größten Reserven auf globaler Ebene. Nach Angaben des World Gold Council hält die russische Zentralbank circa 2.300 Tonnen und steht damit an fünfter Stelle der Weltrangliste. Außerdem macht Gold nur 22 % aller Reserven der Zentralbank aus, was zeigt, wie enorm die Kaufkraft der Bank ist. Zum Vergleich: Bei den größten Volkswirtschaften der Welt übersteigt der Goldanteil an den Reserven in der Regel 50%, manchmal sogar 60 %.
Die russische Zentralbank kauft zudem noch regelmäßig Gold auf dem Markt. Andererseits ist die Investitionsnachfrage von Verbrauchern oder anderen Institutionen in Russland noch begrenzt. Das könnte sich aber ändern, wenn aktuell mögliche Sanktionen verhängt werden.
Im Gegensatz zur Situation bei Öl, Gas, Palladium und Weizen ist Russland bei Gold kein führender Produzent. Auf der anderen Seite ist das Potenzial auf der Verbraucherseite groß. Quelle: WGC, XTB
Gold als sicherer Hafen
Gold hat seit Mitte Dezember rund 8 % zugelegt. Im Laufe des heutigen Tages nähert sich der Kurs damit den lokalen Hochs von Mitte November und dem wichtigen Widerstand bei $ 1.900 pro Unze. Die Preise waren im August 2020 zwar stark gefallen, allerdings haben Käufer derzeit mehr als die Hälfte dieser Verluste wieder wettgemacht. Die Aufwärtsbewegung beschleunigte sich drastisch, als Meldungen über den unmittelbar bevorstehenden Einmarsch Russlands in die Ukraine aufkamen.
Die Preise haben einige Verluste der letzten Abwärtswelle wieder wettgemacht und stehen kurz davor, eine wichtige Widerstandsmarke zu überwinden. Quelle: xStation 5
Was geschah mit den Preisen während früherer Konflikte?
Der Goldpreis reagiert auf viele Faktoren, darunter die Zinssätze, dem Kurs des US-Dollar oder die Stimmung am Aktienmarkt. Nicht weniger wichtig ist der Status eines sicheren Hafens und insbesondere die Tatsache, dass Russland möglicherweise nicht in der Lage ist, Finanztransaktionen mit dem Westen abzuwickeln – die Suspendierung Russlands vom SWIFT-System wird in Betracht gezogen. Dennoch war die Reaktion des Goldpreises auf frühere russische Konflikte begrenzt. Der Krieg zwischen Russland und Georgien (die russische Invasion) im August 2008 führte zu keiner größeren Volatilität. Bei der Besetzung der Krim und in der ersten Phase des Krieges mit den Separatisten im Donbass war die Lage jedoch anders. Im Jahr 2014 legte der Goldpreis bis zu 17 % zu. Zugleich kam es jedoch unmittelbar nach der Übernahme der Krim zu Gewinnmitnahmen. Bemerkenswert ist, dass die US-Notenbank zur gleichen Zeit die Geldpolitik normalisierte und sich auf die erste Zinserhöhung vorbereitet hat. Jetzt befinden wir uns in einer ähnlichen Situation, auch wenn die Inflation auf globaler Ebene viel höher ist.
Die früheren Reaktionen des Goldpreises auf die militärischen Aktionen Russlands waren begrenzt und von kurzer Dauer. Auf der anderen Seite ist nun das Risiko eines umfassenden militärischen Konflikts entstanden. Sollte Russland jedoch den hybriden Krieg fortsetzen, während die westlichen Nationen weiter passiv bleiben, könnte der Goldpreis stark zurückgehen. Quelle: xStation 5
Was könnte als nächstes passieren?
Im Falle einer tatsächlichen Invasion könnte der Goldpreis aufgrund des enormen Risikos in die Höhe schießen. Das wäre eine ganz andere Situation als die der Pandemie. Die Märkte hatten mit Liquiditätsproblemen zu kämpfen, Gold diente als Bargeldquelle. Geht man von einer ähnlichen nominalen Preisveränderung wie 2014 aus, könnte der Goldpreis in Richtung $ 2.000 bis 2.070 steigen. Sollte sich der Konflikt hingegen entschärfen, könnte es zu Gewinnmitnahmen kommen, ähnlich wie 2014. Damals fiel der Goldpreis in der ersten Phase um 10 %, was den Preis bei den aktuellen Preisen auf die Marke von $ 1.700 drücken könnte.
Maximilian Wienke, CFTe
Marktanalyst bei XTB
maximilian.wienke@xtb.de
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