Heute um 20:00 Uhr unserer Zeit wird die Fed ihre Zinsentscheidung und ihre Pläne zum Abbau ihres 9 Billionen Dollar schweren Vermögensportfolios veröffentlichen
- Die US-Notenbank wird die Zinssätze um 50 Basispunkte anheben
- Mit Blick auf den überbewerteten Dollar, das unterbewertete Gold und die US-Indizes wird die weitere Kommunikation entscheidend sein
- Die Fed muss sich nicht nur mit einer hohen Inflation auseinandersetzen, sondern auch mit dem Risiko einer Verlangsamung oder gar einer Rezession in den USA und China
Die Fed wird die Zinsen so schnell wie seit 2000 nicht mehr anheben
Am Zinsschritt besteht kein Zweifel: die Fed wird heute beschließen, die Zinssätze um 50 Basispunkte anzuheben. Diese Möglichkeit hatten US-amerikanische Währungshüter zuletzt mehrfach betont. An den Märkten rechnet man sogar mit vier solcher Schritte im Verlauf des Jahres. Zu bedenken ist jedoch, dass eine solche Anhebung damit nicht mehr überraschend käme und vom Markt bereits vollständig eingepreist ist. Jede Andeutung in Powells Erklärung oder jeder Kommentar zu den Zukunftsaussichten wird deshalb entscheidend für die weitere Entwicklung des Dollars oder der Aktienindizes sein.
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Konto eröffnen DEMO TESTEN xStation App herunterladen xStation App herunterladenDer Markt preist bereits 4 Erhöhungen um 50 Basispunkte in Folge ein. Am Ende dieses Jahres erwarten die Anleger Zinssätze um die 3,0%! Quelle: Bloomberg
Die letzte Zinserhöhung um 50 Basispunkte fand im Jahr 2000 statt. Der EURUSD erholte sich kurzzeitig, aber es war auch die letzte Anhebung in diesem Zyklus. Jetzt ist die Situation völlig anders. Quelle: Bloomberg
Wie wahrscheinlich ist eine zurückhaltende Erklärung?
Die US-Notenbank hat derzeit nicht nur mit einer enormen Inflation zu kämpfen, sondern auch mit vielen anderen Problemen. Das Problem der heiß laufenden Konjunktur hat die Zentralbank selbstverständlich schon oft erwähnt, sie muss aber auch andere Dinge im Blick behalten:
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ein Rückgang des BIP im ersten Quartal kann ein „Betriebsunfall" sein, ist aber auch ein Warnsignal
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Der reale Verbrauch in den USA verliert eindeutig an Fahrt
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Chinas Abschwung stellt ein ernstes Problem für die Federal Reserve dar
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Der Schock im Zusammenhang mit dem Zusammenbruch des Aktienmarktes in China hatte die Fed bereits 2016 gezwungen, das Tempo der Zinserhöhungen zu verlangsamen
Der geringere Konsum in den USA könnte zu einem weiteren Rückgang des BIP im zweiten Quartal führen. Der zweite Punkt ist die Abschwächung in China. Weitere Beschränkungen, die in dem Land verhängt werden, oder die massive Abschwächung des Yuan sorgen für Ängste auf dem Markt. Darüber hinaus weist das Analysebüro der Fed darauf hin, dass ein möglicher Rückgang des BIP-Wachstums in China um 2 Prozentpunkte eine Korrektur von 30% auf dem Ölmarkt auslösen könnte. Das wiederum würde zu einer massiven Verschiebung der Inflationserwartungen führen. Aufgrund der Probleme in China und eines möglichen Zusammenbruchs des globalen Aktienmarktes könnte die Fed beschließen, eine etwas behutsamere Straffung vorzunehmen, ähnlich wie im Jahr 2016.
Die Fed hat jedoch Gründe für eine noch restriktivere Haltung
Die meisten Analysten rechnen nicht mit einer Anhebung um 75 Basispunkte. Aber angesichts des sehr angespannten Arbeitsmarktes ist ein solcher Schritt nicht auszuschließen. Die Inflation ist zwar viel höher als das Lohnwachstum, das derzeit bei knapp über 5% liegt, doch zeigt dies, dass die Fed die Zinsen aggressiver anheben muss, um auf der Nachfrageseite den Inflationsdruck abzubauen.
Die Fed verfügt über einen Vermögensbestand von fast 9 Billionen Dollar. Vor der Pandemie betrug dieser „nur" 4 Billionen. Die politischen Entscheidungsträger hatten daher bei vielen Gelegenheiten den Wunsch geäußert, die Notenbank möge ihre Bilanz zügig wieder kürzen. Das heißt, die Vermögensbestände schneller abzubauen als noch in den Jahren 2018-2019. In diesem Zeitraum wurden die Vermögenswerte von 4,5 Billionen Dollar auf 3,7 Billionen Dollar reduziert (das Tempo begann bei 10 Milliarden Dollar und endete bei 50 Milliarden Dollar). Derzeit deutet der Median der Erwartungen auf eine Bilanzverkürzung von 20 Milliarden Dollar für Staatsanleihen und 15 Milliarden Dollar für Mortgage Backed Securities (festverzinsliche, hypothekenbesicherte Wertpapiere) hin. Die höchsten Prognosen belaufen sich auf 60 Milliarden Dollar bzw. 35 Milliarden Dollar. Eine Verringerung um mehr als 50 Milliarden Dollar würde sicherlich als eher restriktiv angesehen werden, und ein Überschreiten der Grenze von 100 Milliarden Dollar pro Monat könnte die Aktienmärkte zusätzlich unter Druck setzen.
Was werden die Fed und Powell tun?
Die US-Notenbank und Powell werden wahrscheinlich weiterhin eine restriktive Haltung einnehmen. Derzeit ist das Risiko einer Verlangsamung noch nicht eingetreten. Es gibt nur Warnsignale. Die Fed muss die Inflation schnell in den Griff bekommen, um später einer harten Landung entgegenwirken zu können. Dennoch besteht eine gute Chance, dass es zu Gewinnmitnahmen kommt, insbesondere an Märkten, die derzeit überverkauft oder überkauft sind. Sollte Powell hingegen eine mögliche Zinserhöhung um 75 Basispunkte im Juni ankündigen, könnte der Dollar weiter an Wert gewinnen und die Indizes könnten weiter nachgeben.
Wichtige Märkte vor der Fed-Entscheidung
EURUSD
Das EURUSD-Paar handelt um die 5-Jahres-Tiefs, nahe der wichtigen Unterstützungszone von 1,0500. Die jüngste Konsolidierung deutet auf eine mögliche Erschöpfung des Abwärtsdrucks hin. Andererseits könnte im Falle einer hawkishen Überraschung ein Stop-Loss unter der oben genannten Unterstützung aktiviert werden, was das Paar in den nächsten Wochen in Richtung 1,0200 treiben könnte. Nichtsdestotrotz sehen wir Potenzial für Gewinnmitnahmen und eine Erholung bis zu einem wichtigen Widerstandsbereich um 1,0800. Quelle: xStation 5
Gold
Gold hat das Potenzial, seinen Aufwärtstrend nach den jüngsten Gewinnmitnahmen wieder aufzunehmen. Allerdings dürften die Anstiege angesichts der aktuellen makroökonomischen und geopolitischen Lage nicht allzu stark ausfallen. Ein wichtiger Widerstand befindet sich im Bereich zwischen 1.880 und 1.890 USD. Im Falle einer restriktiven Fed könnte der Kurs in Richtung 1.830 USD fallen. Quelle: xStation 5
US100
Der Nasdaq (US100) wird sehr empfindlich auf Bemerkungen über Anhebungen von 75 Basispunkten reagieren. Der nächstgelegene Widerstand befindet sich bei 13.333 Punkten. Sollte die FED jedoch eine mögliche Zinserhöhung um 75 Basispunkte oder eine Reduzierung der Bilanzsumme um 100 Milliarden Dollar pro Monat kommunizieren, könnte der US100 die Unterstützung bei 12.350 Punkten testen. Quelle: xStation 5
Maximilian Wienke, CFTe
Marktanalyst bei XTB
maximilian.wienke@xtb.de
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