Aktien-Analyse: Unilever in unsicheren Zeiten attraktiv?

15:20 22. August 2019

++ Unilever ist einer der größten Hersteller für Verbrauchsgüter der Welt ++ Bedeutung der Schwellenländer nimmt zu ++ Margen verbessern sich weiter ++ Unternehmen bestätigt Ausblick für Gesamtjahr, trotz enttäuschendem Ergebnisbericht ++ Aktie notiert nach jüngster Aufholjagd nahe Allzeithoch ++

Die weltweit ausgetragenen Handelskonflikte üben Druck auf die globalen Aktien aus. Die Aktienmärkte reagieren besonders sensibel auf handelsbezogene Schlagzeilen, und Anleger tun sich schwer, die künftige Entwicklung der Weltwirtschaft zu prognostizieren. Solch unsichere Zeiten könnten ein guter Zeitpunkt sein, um einen Blick auf Unternehmen zu werfen, deren Geschäft als widerstandsfähig gegenüber dem Rückgang der Wirtschaftstätigkeit gilt. In dieser Kurzanalyse werfen wir einen Blick auf das europäische Konsumgüterunternehmen Unilever, und wie es in den ersten sechs Monaten des Jahres 2019 zurechtkam.

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Der Anteil der Schwellenländer am Gesamtumsatz von Unilever ist in den letzten Jahren gestiegen. Die Wachstumsaussichten in den Schwellenländern sind in der Regel positiver als in den Industrieländern, daher kann dies als gutes Zeichen gewertet werden. Quelle: Bloomberg, XTB Research

VIELVERSPRECHENDE GEOGRAFISCHE VERTEILUNG
Unilever (UNA.NL / ISIN: NL0000388619) ist eine europäische Aktie aus dem Bereich der Verbrauchsgüter. Da das Unternehmen Produkte verkauft, die täglich und in gleicher Menge konsumiert werden, erscheint das Risiko eines größeren Umsatzeinbruchs während des wirtschaftlichen Abschwungs begrenzt. Andererseits verhindert der gleiche Grund, dass sich der Umsatz von Unilever in der boomenden Wirtschaft deutlich beschleunigt. Infolgedessen ist es oft das Bevölkerungswachstum, dass das langfristige Umsatzwachstum der Konsumgüterunternehmen in einem bestimmten Land bestimmt. Unilever ist in 190 Ländern tätig und erzielte in der ersten Jahreshälfte 2019 bis zu 60% seines Umsatzes in Schwellenländern. Dies ist ein gutes Zeichen, da das Bevölkerungswachstum in den Schwellenländern tendenziell robust ist, während die Industrieländer oft negativen demographischen Entwicklungen ausgesetzt sind. Dies ist auch der Grund, warum der Anteil der Schwellenländer am Gesamtumsatz steigt und weiter steigen könnte.

Im weiteren Verlauf der Analyse werden wir auf Wachstumskennzahlen zurückgreifen, die Unilever in seinen Berichten angibt und die Auswirkungen von Akquisitionen, Veräußerungen sowie Wechselkursänderungen ausschließen. Die Verwendung solcher Daten ergibt Sinn, da Unilever zahlreiche M&A-Transaktionen durchführt und in vielen Ländern tätig ist, sodass das Gesamtbild durch Kapitalmaßnahmen zwischen den nachfolgenden Berichten erheblich verzerrt werden könnte.

Lange Zeit war „Food & Refreshments” nach Umsatz das größte Segment von Unilever. Im vergangenen Jahr hat sich dies jedoch geändert, da das Geschäft mit den Brotaufstrichen verkauft wurde. Quelle: Bloomberg, XTB Research

SEGMENTE IM ÜBERBLICK
Beauty & Personal Care

Das Segment „Beauty & Personal Care” ist - gemessen am Umsatz - der mit Abstand größte Geschäftsbereich des Unternehmens. Der Schwerpunkt liegt auf der Herstellung und Vermarktung von Haut- und Haarpflegeprodukten sowie Deodorants. Es hat im ersten Halbjahr 2019 einen Umsatz von 10,7 Mrd. EUR erwirtschaftet, was einem soliden Umsatzwachstum von 3,3% im Jahresvergleich entspricht. Preis- und Mengenwachstum (1,6% bzw. 1,7%) trugen etwa zu gleichen Teilen zum Umsatzwachstum bei. Die operative Marge stieg im vergangenen Jahr um rund 100 Basispunkte und lag bei 23%. 

Foods & Refreshment
Das Segment „Foods & Refreshment” ist das zweitgrößte für das Unternehmen und liegt umsatzmäßig nur leicht hinter Beauty & Personal Care. Unter den Produkten, die in diesem Segment hergestellt und vertrieben werden, finden sich z.B. die Marken wie Hellmann's Mayonnaise oder Magnum Eiscreme. Das Umsatzwachstum in diesem Segment erreichte 1,3% im Jahresvergleich, wobei 1,4% auf Preiserhöhungen zurückzuführen sind. Das Volumen ging im Berichtszeitraum um 0,1% zurück. Das Unternehmen machte die schwache Konsumnachfrage in den Industrieländern für das schwache Volumen verantwortlich. Das Segment Food & Refreshment war auch das einzige, in dem sich die Margen strafften - die bereinigte operative Marge sank im Vergleich zum Vorjahr um rund 40 Basispunkte und erreichte 18,3%.

Home Care
Das Segment „Home Care” ist das kleinste Segment und trug im ersten Halbjahr rund 20,7% zum Gesamtumsatz bei. Allerdings war das Segment beim Umsatzwachstum am besten aufgestellt. Das Umsatzwachstum erreichte 7,4% im Jahresvergleich, wobei 2,8% vom Mengenwachstum und 4,5% von Preiserhöhungen getragen wurden. Das Segment Home Care verzeichnete wiederum die stärkste Margenausweitung - die bereinigte operative Marge stieg gegenüber dem Vorjahr um 120 Basispunkte und lag bei 14%. 

Während Unilever in den vorangegangenen Berichtsperioden ein positives Umsatzwachstum verzeichnete, zeigt ein Blick auf den Umsatz, dass das Wachstum ins Stocken geraten ist. Dies ist auf Desinvestitionen des Unternehmens zurückzuführen. Der Anstieg des Jahresüberschusses in der zweiten Jahreshälfte 2018 ist auf den Verkauf des Brotaufstrich-Geschäfts zurückzuführen. Quelle: Bloomberg, XTB Research

GESAMTLEISTUNG
Insgesamt stieg der Umsatz von Unilever im ersten Halbjahr auf 26,126 Mrd. EUR, was einem Umsatzwachstum von 3,3% im Jahresvergleich entspricht. Dies setzt sich zusammen aus einem 1,2%igen Beitrag zur Mengensteigerung und einem 2,1%igen Beitrag zur Preiserhöhung. Wie bereits erwähnt, ist es jedoch die geografische Verteilung, die die Stärken von Unilever hervorhebt. Das Unternehmen erzielte in den Schwellenländern ein bereinigtes Umsatzwachstum von 6,2% im Jahresvergleich, während die Umsätze in den entwickelten Ländern um 0,7% im Jahresvergleich zurückgingen. Besonders deutlich wurde die Schwäche in Europa. Das operative Ergebnis erreichte in den ersten sechs Monaten des Jahres 5,054 Mrd. EUR und lag um 1,75% über dem Vorjahreswert. Die bereinigte operative Marge stieg wiederum von 18,8% im ersten Halbjahr 2018 auf 19,3%. Der Jahresüberschuss erreichte 3,21 Mrd. EUR und lag damit leicht unter dem Wert des ersten Halbjahres 2018 von 3,23 Mrd. EUR.

Seit dem im vierten Quartal 2008 auf die Auszahlung von Quartalsdividenden umgestellt wurde, erhöht Unilever jedes Jahr die Dividende. Unter Berücksichtigung der geplanten Dividende von 0,4104 EUR für das zweite Quartal 2019 liegt die sogenannte „12-month trailing dividend yield” von Unilever bei fast 2,95%. Quelle: Bloomberg, XTB Research

EINE DER HÖCHSTEN DIVIDENDENRENDITEN IM STOXX EUROPE 50
Die Ergebnisse des ersten Halbjahres verfehlten leicht die Erwartungen des Marktes und veranlassten die Anleger, die Aktien des Unternehmens schnell zu verkaufen. Auf die Veröffentlichung folgte an der Amsterdamer Euronext-Börse ein Rückgang von mehr als 7% . Die Kursentwicklung an der Londoner Börse war begrenzter, da die GBP-Abwertung dazu beitrug, die schwache Stimmung gegenüber der Aktie auszugleichen. Dennoch erholten sich die an beiden Märkten notierten Aktien schnell und befinden sich nun wieder in der Nähe der Allzeithochs. Auch wenn Unilever in den ersten sechs Monaten des Jahres 2019 eine schwächer als erwartete Performance zeigte, entschied sich Unilever, die bisherige Prognose für das Gesamtjahr aufrechtzuerhalten und ein Umsatzwachstum im Bereich von 3% bis 5% zu erwarten. Das Unternehmen sagte auch, dass sich die operative Marge in der zweiten Jahreshälfte weiter verbessern sollte. Unilever kündigte außerdem an, für das zweite Quartal eine Dividende von 0,4104 EUR je Aktie auszuschütten, was einer „12-month trailing dividend yield” von rund 2,95% entspricht. Dies ist eine der höchsten Renditen unter den Unternehmen des STOXX Europe 50.

Die Unilever-Aktie brach nach der Veröffentlichung des Ergebnisberichts für das erste Halbjahr 2019 ein. Der Kurs konnte jedoch von der Kombination aus langfristiger Unterstützungszone, 50% Fibo-Niveau der Anfang Februar begonnenen Aufwärtsbewegung sowie der 200-Tage-Linie (violette Linie) abprallen. Die anschließende Aufwärtsbewegung brachte die Aktie wieder in die Nähe des Allzeithochs. Quelle: xStation 5

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